DEUTSCH
ROCK IT - Germany
August / September Issue 2008
KROKUS LIVE: BERN - STADE DE SUISSE - August 2008
WWW.METAL-HAMMER.DE - Andreas Schowe
"Looong....looong....stick goes booooom!" Welch ein goettlicher Auftakt! Und dann das: Saenger Marc Storace, Bassist Chris Von Rohr, die Gitarristen Fernando Von Arb und Mark Kohler sowie Drummer Freddy Steady - kurz die Original Krokus Besetzung - legen mit "Rock City" und "Winning Man" rasiermesserscharf nach, als haette es die von staendigen internen Quereleien und Besetzungswechseln gepraegten 25 Jahre nie gegeben.
Denn nachdem die fuenf Eidgenossen mit ihrem 1983 veroeffentlichten Album HEADHUNTER auf dem Zenit ihres Erfolges standen, in den USA mit inzwischen knapp zwei Millionen verkauften Einheiten Platinum Status genossen und es sogar zu Ehrenbuergern von Tennessee brachten, ging das grosse Hauen und Stechen los. "Unsere zu der Zeit zweifellos vorhandene Naivitaet ermoeglichte es dem damaligen Management uns gegeneinander auszuspielen", blickt der Bassist Chris Von Rohr heute auf das vergangene Vierteljahrhundert voller Irrungen und Wirrungen zurueck, waehrend dem sich die Urmitglieder kaum Seidenhandschuhe im zwischenmenschlichen Umgang ueberzogen und als hoffnungslos zerstritten galten. Schliesslich verlor die permanent wechselnde Truppe mit ihren (Quote von Von Rohr) "insgesamt 29 oder 35 verschiedenen Mitgliedern" auch langsam an kuenstlerischem Profil und somit Renommee unter den Fans.
Umso ueberraschender dann das Comeback: Am 18. November 2007 spielten Storace, Von Rohr, Von Arb und Steady in der TV Show "Die Groessten Schweizer Hits" ein Medley aus "Tokyo Nights", "Bedside Radio" und "Heatstrokes". Angeblich bestanden die TV Macher darauf, entweder die Original Besetzung von Krokus einzuladen - oder niemanden. Der vom Publikum frenetisch gefeierte Auftritt wurde durch die Verleihung des Diamond-Awards fuer eine Million in der Schweiz verkauften Alben gekroent - die Initialzuendung fuer die Reunion. Denn die Akteure erkannten waehrend der "anschliessenden Jam bei Bier und Bier", dass der alte Spass am Rocken wieder Einzug hielt im Gefuege.
Was nun - zurueck in die Gegenwart - jeder Stadioninsasse am heutigen Abend spaetestens anhand des goettlichen "Winning Man" (vom 81'er Erfolgsalbum HARDWARE) spuert, bevor es per "Hellraiser" die erste fauststarke Ueberraschung zu verzeichnen gibt. Schliesslich wirkte am gleichnamigen Album aus dem Jahre 2006 - mit Ausnahme des Malteser Saengers - keiner der heute auf der Buehne stehenden Akteuren mit. Die Erklaerung Von Rohr's dafuer duerfte bezeichnend sein fuer die neu gefundene Harmonie und Aussoehnung der alten Kempen: "Das ist eine Geste Marc gegenueber, der sehr an diesem Song haengt".
Und weiter geht's mit dem Guess Who Remake "American Woman" - einem Stueck, das die Eidgenossen mehr denn je zu "ihrem" Song gemacht haben. Dann folgen das energische "Down The Drain" und das exotische Reggae infiltrierte "Tokyo Nights", bevor "Fire" und der Smash Hit "Screaming In The Night" den Ausflug in die frueheren Achtziger komplettieren. "Rock'N'Roll Tonight" eroeffnet nun den Party und Mitsingteil. "Heatstrokes" bereitet auf das Grand Finale vor. Und das hat es in sich. Allein "Easy Rocker" gibt eine Riff-Rock-Messe vor dem Herrn ab - die dann noch mit einem Schlagzeug-Duell zwischen Steady und Von Rohr zur hoechsten Vollendung gefuehrt wird.
Die Zugabe lautet der erste grosse Hit der Eidgenossen ein: "Bedside Radio". Doch dann der Schock. "Wir haben nur noch Zeit fuer genau einen Song - dann wird uns der Saft abgedreht", vermeldet das alte/neue Sprachrohr der Band und intoniert den Steppenwolf Klassiker "Born To Be Wild". Bezeichnender kann ein Statement kaum ausfallen.
Um auf die im Titel der Autobiografie des Bassisten aufgeworfene rhetorische Gretchenfrage: "Hunde, wollt ihr ewig rocken?" anzuspielen - da gibt es nach diesem neuerlichen (rockmusikalischen) "Wunder von Bern" nur eine Antwort: Hoffentlich! Denn in dieser ueberzeugenden Form ist das Quintett unschlagbar und eine Bereicherung der gegenwaertigen Metal Szene - selbst wenn die Kroenung in Form von "Headhunter" heute wegen der unflexiblen buerokratischen Ordnungshueter aus Zeitgruenden fehlte.
PLAYLIST KROKUS: Long Stick Goes Boom, Rock City, Winning Man, Hellraiser, American Woman, Down The Drain, Tokyo Nights, Fire, Screaming In The Night, Rock'n'Roll Tonight, Heatstrokes, Easy Rocker - ENCORE: Bedside Radio & Born To Be Wild
COMEBACK VON KROKUS: DIE HUNDE HABEN GUT GEROCKT - 4.August 2008
Krokus bewiesen am Samstag im Stade de Suisse, dass sie noch kein bisschen eingerostet sind.
Von Peo - www.20minuten.ch
KROKUS IM STADE DE SUISSE BERN
Sie haben das rocken nicht verlernt: Das Comeback von Krokus am Samstag ist geglueckt.
"Fadengeraden In-Your-Face-Riff-Rock ohne Compis, Synthis und Schnickschnack" Hatten Krokus ihren Fans versprochen. Und wirklich: Die 9050 Besucher, die zum grossen Comeback der Schweizer Rocklegenden ins Berner Stade De Suisse gepilgert waren, bekamen was sie wollten. Das Quintett feuerte mit "Fire", "Screaming in the night", "Tokyo Nights" oder "Bedside Radio" einen Knaller nach dem anderen ab und bewies, das es das Rocken nicht verlernt hat. Nicht nur stimmlich in Form war vor allem Saenger Marc Storace, der die Menge stets animierte ("Is Switzerland the rock capital of the universe?" und wie ein wild gewordenes Rumpelstilzchen ueber die Buehne stampfte. Auch Bassist Chris Von Rohr zeigte, dass er mehr im Koecher hat als zotige Quoten bei "Music Star": Er ueberliess die Show wie versprochen Storace sowie Gitarrist Fernando Von Arb und trat nur sporadisch, etwa bei "Fire" oder beim Perkussionsduett mit Schlagzeuger Freddy Steady ins Rampenlicht. Gut gerockt, Hunde!
NICHT SCHLECHT, DIE ALTEN HERREN! - 3. August 2008
Von Dominik Hug - BLICK| 00:33 | 03.08.2008
Krokus-Comeback nach 25 Jahren! «Die grossartigste Schweizer Band der Welt», jubelte Gölä (40). Und er hatte recht: Krokus läuteten ihr Comeback mit einem Powerkonzert ein.
Feuerwerk: Nach 25 Jahren Pause liessen Krokus ordentlich Dampf ab.
Am Schluss dröhnte es auch im Himmel. Ein gewaltiges Feuerwerk erstrahlt über dem Berner Stade de Suisse. Auf der Bühne tummeln sich in schwarzen Totenkopf-Shirts fünf Herren, die insgesamt 250 Jahre auf dem Buckel haben – doch von Altersmüdigkeit keine Spur.
Fernando von Arb (55) schmirgelt die Riffs auf seiner Gitarre mit einer Leichtigkeit, als hätte er die ewige Jugend für sich gepachtet. Marc Storace (57) trifft mit seiner Reibeisenstimme noch immer die höchsten Töne, während Chris von Rohr (57) wie ein Berserker die Bassseiten zupft.
25 Jahre nachdem sie zum letzten Mal zusammen auf einer Bühne standen, traten Krokus gestern zum grössten Comeback in der Geschichte der Schweizer Rockmusik an.
10000 Fans kamen, selbst aus den USA, und sie tobten schon, als der Berner Mundart-Star Gölä Krokus als «die grossartigste Schweizer Band der Welt» ankündigte. Mit «Long Stick Goes Boom» eröffneten sie die Show.
«Is this Rockcity?», kreischte Storace ins Publikum. «Yeah», hallte es zurück. Fadengrad und schnörkellos hämmerten Krokus «Rockcity» aus den Marshall-Verstärkern, wie das heute höchstens noch AC/DC gelingt. Weiter gings mit den Hits «Hell Raiser», «American Woman» und «Tokyo Night». Effektiv und zuverlässig wie die Uhren aus dem Jura, von dessen Südfuss Krokus vor 33 Jahren zu ihrem internationalen Triumphzug aufbrachen.
Über elf Millionen Platten haben die Solothurner verkauft. Tourten mehrmals durch die USA und zelebrierten wie keine andere Schweizer Band den «Sex, Drugs and Rock ’n’ Roll»-Lifestyle.
Dann war plötzlich Schluss. Die Band zerstritt sich und brach auseinander. Ein Vierteljahrhundert später kehren sie nun zurück, als wären sie nie weg gewesen – und wurden entsprechend gefeiert.
Ein Highlight: Die exzessive Percussion-Performance von Schlagzeuger Freddy Steady (55) und von Rohr. Aufwühlend auch die Ballade «Screaming in the Night», zu der Gitarrist Mark Kohler (45) sanft die Saiten streichelt.
Tausende Feuerzeuge leuchten in der Nacht, Rockmusik berührt wieder. Der Zeitpunkt für das Krokus-Comeback könnte nicht besser gewählt sein: Hardrock trifft den Nerv der Zeit, vielleicht weil harte Riffs, stampfende Drums und kreischende Stimmen das Letzte sind, das eine exaltierte Popkultur heute noch an Schnodrigkeit und somit auch an Sexyness zu bieten hat.
Nach dem finalen Feuerwerk schlurft die Band cool für vier Zugaben zurück auf die Bühne. Lässt mit «Bedside Radio» und einer brachialen, aber präzisen Coverversion von «Born to Be Wild» nochmals ordentlich Dampf ab, ohne dabei auf Selbstironie zurückgreifen zu müssen.
Krokus meinen es 2008 tatsächlich ernst. Und das ist gut so. Ihre Reise in die Vergangenheit war frei von falscher Nostalgie. Von Rohr und Co. bewiesen, dass ein Ende nicht immer wirklich Schluss bedeutet. Bei diesen älteren Herren ist es ein neuer Anfang. Die Wiedergeburt einer Legende.
Begeisterung: 10000 Fans feierten Krokus frenetisch.
Interview Mit Chris Von Rohr Unmittelbar Nach Dem Konzert
Jubel 25 Jahre sind Krokus nicht mehr zusammen auf der Bühne gestanden – bis gestern! Bassist Chris von Rohr (57) war nach der Show begeistert von der Stimmung im Berner Stade de Suisse.
Sie sind völlig verschwitzt. Hat Sie das Konzert geschlissen?
Chris von Rohr: So schwitze ich gerne. Wir haben alles gegeben. In der Pubertät des Alters geniesst man solche Höhepunkte besonders.
Wie fühlte es sich an, nach 25 Jahren wieder zu rocken?
Fantastisch! Es war die schönste Rock-’n’-Roll-Hochzeitsnacht überhaupt. Noch nie waren wir uns menschlich und musikalisch so nahe. Krokus sind definitiv back.
Was war für Sie der Höhepunkt der Show?
Die ganze Show war ein einziger Höhepunkt. Es ist ein Geschenk, dass wir es noch immer schaffen, derart viele Menschen aller Altersschichten zu begeistern. Wir haben die Feuerprobe bestanden.
Was kommt als Nächstes?
Nach der Hochzeitsnacht steht für gewöhnlich Honeymoon an. Das schaffen wir auch. Wir werden neue Songs schreiben und weiterhin so viel Spass haben. Yes, wir legen jetzt erst recht los! ??
Interview: Dominik Hug
KROKUS GEBEN IN BERN COMEBACK IN ORIGINALFORMATION - 3. August 2008
SONNTAGS ZEITUNG BERN
Die Hardrocker von Krokus haben im Berner Stade de Suisse ihren Fans eingeheizt. Sie taten dies zum ersten Mal seit 1983 in ihrer Urformation. Das Publikum war begeistert.
Gut 9000 waren nach Bern gekommen, um Marc Storace (Gesang), Chris von Rohr (Bass), Fernando von Arb (Gitarre), Mark Kohler (Gitarre) und Freddy Steady (Schlagzeug) vereint in Aktion zu sehen.
Die ehemals auch international erfolgreichen Krokus gaben erwartungsgemäss ihre grössten Hits zum Besten. "Heatstrokes" und "Bedside Radio" durften nicht fehlen.
Frontmann Storace wusste das Publikum einzubeziehen. Die Band wirkte eingespielt. In Storaces Worten: "Es ist, als ob wir nie auseinander waren." Das Publikum dankte den Alt-Rockern mit langem Applaus.
Das Krokus-Comeback mit einer ausgeklügelten Show aus Licht und Pyrotechnika kam für das erste Berner Stadionfest zustande.
SONNTAGS ZEITUNG - BERN
3. August 2008